Marcel Trinks: Wir müssen Innovationen aufzeigen
von Claudia Tönges
Marcel René Trinks kehrt in den Handballverband Rheinland (HVR) zurück. Der langjährige Stützpunkt- und Verbandstrainer des HVR sowie Landestrainer Rheinland-Pfalz übernimmt mit der ehrenamtlichen Position des bildungsverantwortlichen Verbandslehrwartes ein neues Tätigkeitsfeld.
Herr Trinks, um welche Aufgaben kümmern Sie sich als Bildungsverantwortlicher?
Der Titel Bildungsverantwortlicher ist die offizielle Bezeichnung des Deutschen Handballbundes für das, was man landläufig auch Lehrwart nennt, der für die Fort- und Ausbildung innerhalb eines Landesverbandes für alle C- und B-Trainer im Leistungssport Handball verantwortlich ist.
Mit welcher Philosophie gehen Sie an Ihr neues Amt heran?
Ich will in der Trainerausbildung ein einheitliches Konzept in den Verbänden Pfalz und Rheinland etablieren. In der Pfalz werde ich beim nächsten Verbandstag mein Amt des Vizepräsidenten Lehrwesen zur Verfügung stellen und möchte genauso wie im HVR den Posten des Verbandslehrwartes übernehmen. Davon verspreche ich mir eine Einheitlichkeit, die auch auf dem Weg zu einem möglichen gemeinsamen Handballverband Rheinland-Pfalz Vorteile bringen wird. Wer mich als Trainer kennt, weiß, dass ich mit reichlich Herzblut bei der Sache bin und viel über die persönliche Motivationsschiene bewegen möchte. Als A-Lizenz-Trainer verfüge ich unter anderem über ein gut funktionierendes Netzwerk und enge Kontakte vom Dachverband angefangen bis hin zu aktuellen Bundesliga- und Nationaltrainern. Davon sollen unsere Trainer im Landesverband ebenfalls profitieren. Ich möchte im Ausbildungs- und Lehrwesen definitiv etwas Nachhaltiges aufbauen.
Wie kann das aussehen?
Zum Beispiel, indem wir erfahrene Bundesliga- oder Nationaltrainer zu einem gemeinsamen Symposium als Referenten einladen. Ich habe an mir selbst festgestellt, dass es eine große Hilfe ist, sich von anderen Trainern inspirieren zu lassen und für die eigene Philosophie weiter zu entwickeln. Das verleiht sportliche Erfahrung und Sicherheit im Umgang mit jungen Talenten und Leistungssportlern. Dabei ist stets die zwingend notwendige Tuchfühlung zur Basis nie aus den Augen zu verlieren.
Welche Vorstellungen haben Sie, was die Trainer-Ausbildungsarbeit an der Basis angeht?
Zum Beispiel werden wir die C-Lizenz-Ausbildung von 90 auf 100 Lerneinheiten erhöhen. In den vergangenen Jahren haben das Feedback der Teilnehmer sowie die individuellen Prüfungsergebnisse in der Praxis und der schriftlichen Form gezeigt, dass es nötig ist, mindestens diese zehn Einheiten draufzulegen. Mit unseren 100 Lerneinheiten befinden wir uns im Vergleich zu den anderen Landesverbänden deutschlandweit im Mittelfeld.
Besteht in Ihren Augen ein Trainermangel?
Es kann nie genügend Trainer geben. Ganz unten müssen wir versuchen, einmal die Zielgruppe der Jugendlichen anzusprechen, aber auch Eltern, die ihre Kinder bislang zum Training begleiten, eine C-Lizenz-Ausbildung als wichtige Option aufzuzeigen. Im nächsten Schritt beobachten wir, dass viele nach der C-Lizenz ihre Ausbildung beenden, sodass ein gewisser Notstand im Bereich der qualifizierten leistungssportorientierten Trainer besteht. Einerseits ist diese Entwicklung unter anderem durch die Ausbildungskosten verständlich, andererseits ist es eine sehr gute Investition in die sportliche Zukunft. Ich bin ein Verfechter davon, dass ab einem bestimmten Leistungsniveau auch ein Trainer mit vorgeschriebener Mindestlizenz auf der Bank sitzen muss, um die Spieler entsprechend entwickeln, fordern und fördern zu können.
Bei der B-Lizenz-Ausbildung hat der DHB mit dem Projekt „100+“ bereits vorgegeben, die Anzahl der Lerneinheiten um 40 zu erhöhen.
Das ist aus meiner Sicht ein absolut richtiger Schritt. Wir müssen die Qualität und die Quantität in der Ausbildung auch auf diesem Trainerniveau erhöhen, um im Leistungssport Handball mehr Produktivität zu erhalten.
Wie groß bewerten Sie den Einfluss der Corona-Pandemie auf die derzeitige Entwicklung im Jugendhandball?
Durch Corona ist leider vieles eingeschlafen. Seit Jahren beklagen unsere Vereine ohnehin schon einen massiven Mitgliederschwund, was zu einem Rückgang der Mannschaften führt. Daraus ergibt sich wiederum ein Qualitätsverlust. Ich befürchte, dass sich diese Situation weiterhin verschärfen wird, wenn wir uns nicht innovativer und kreativer mit unserem Sport vermarkten. Es besteht eindeutig die Gefahr, dass Kinder zu anderen Sportarten abwandern, wenn wir als Hallensportart noch längere Zeit von der Pandemie betroffen sind.
Welche Möglichkeiten besitzt der Handball, um dieser Situation standzuhalten?
Wir müssen Innovationen und Variationen aufzeigen und unseren Sport interessant und vielfältig gestalten. Der DHB steckt unter anderem viel Herzblut und Engagement in die Entwicklung des Beachhandballs. Das ist eine mögliche Variante, die den richtigen Weg weist. Warum gehen wir in der Sommerperiode nicht nach draußen? Früher wurden auch Klein-, Groß- und Rasenturniere regelmäßig unter freiem Himmel gespielt, von denen heute leider nur noch wenige existieren.